Besuch von Ben Salomo

"Antennen schärfen" für Antisemitismus im Alltag

Am 10. November war der langersehnte Tag gekommen: ein Publikum von ca. 150 Personen, bestehend aus Schülerinnen und Schülern unserer Schule und Gästen von der IGS Betzdorf-Kirchen, verfolgte aufmerksam einen Vortrag des jüdischen Rappers Ben Salomo. Salomo (bürgerlicher Name Jonathan Kalmanovich) war in den 90er Jahren ein Pionier des damals in Deutschland jungen Raps. Später erlangte er bundesweite Beachtung durch seine TV-Show ‚Rap am Mittwoch‘, die mehreren populären Rappern der Gegenwart als Karrieresprungbrett diente.

Der gebürtige Israeli Salomo eröffnete seinen Vortrag mit einem kurzen Überblick über sein Herkunftsland, aus dem hervorging, dass Israel eine pluralistische Demokratie ist, in der Menschen ungeachtet ihres religiösen Hintergrundes die gleichen Rechte genießen. Dies kontrastierte er eindrucksvoll mit der Schilderung eines Kindheitserlebnisses aus Deutschland, als seine Freundschaft zu einem Jungen arabischer Herkunft allein aufgrund seiner Religionszugehörigkeit schlagartig zerbrach.

Im Anschluss band Salomo das gesamte Publikum aktiv ein, indem er bekannte antisemitistische Aussagen präsentierte. Die Menschen im Publikum hatten die Aufgabe, aufzustehen, wenn ihnen auch nur eine dieser Aussagen schon einmal im Alltag begegnet war. Dass zum Schluss der Runde keiner und keine mehr saß, machte deutlich, wie weitverbreitet antisemitistisches Gedankengut noch heute ist.

Nachdem so der Brückenschlag zur Gegenwart erfolgt war, analysierte Ben Salomo die aktuelle Deutschrap-Szene unter den Gesichtspunkten Antisemitismus und Gewaltbereitschaft. Dabei betonte er, dass er den Jugendlichen dieses bei ihnen beliebte Musikgenre keineswegs verleiden wolle. Doch sei es ihm ein persönliches Anliegen, gerade die junge Generation für die Gesinnung zu sensibilisieren, die aus vielen Raptexten hervorgeht, oder eine Verbindung mit der zumindest billigend in Kauf genommen wird. „Ich möchte eure Antennen schärfen für dieses menschenverachtende Gedankengut“, so Salomo wörtlich.

Dabei wird dieses Gedankengut in manchen Fällen derart offensichtlich präsentiert (z.B. Zurschaustellung von Waffen in Musikvideos, Verse wie „Ich bin Osama, du Charlie“ (Sadiq, Kalaschnikow Flow) [Anm. d. R.: Charlie Hebdo]), dass es verwundert, wie es eine Zensur umgehen kann. Oftmals erfordert es aber eine genauere Kenntnis der versteckten Codes in Wort und Bild, um antisemitische und antidemokratische Einstellungen identifizieren zu können.

Seinen Vortrag schloss Ben Salomo, der sich im Nachgang auch noch Zeit für Einzelgespräche mit interessierten Schülerinnen und Schülern nahm, mit einer Mahnung an das Publikum: man dürfe keinesfalls die Augen vor diesen feindseligen Tendenzen verschließen, nur weil sie sich gegen eine kleine Minderheit richte. Denn wenn diese Minderheit ausgelöscht wäre, würde sich der Hass ein neues Opfer suchen, und wieder ein neues, bis alle abweichenden Meinungen zum Schweigen gebracht wären. „Dann gibt es nur noch deren Meinung, dann ist die Demokratie zerstört!“

Unsere gesamte Schulgemeinschaft  bedankt sich ganz herzlich bei Ben Salomo für diesen spannenden Einblick in die Welt des Deutschrap im Speziellen und in die Lebenswelt eines jüdischen Mitbürgers im Allgemeinen.

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