Von Kaiser Augustus bis Karl Marx – Klasse 9a in Trier
Nachdem dieser Plan im Vorjahr noch an Corona gescheitert war, war es am 6. Juni 2022 endlich soweit. Am Pfingstmontag startete die 9a zu fünf Tagen Klassenfahrt in Trier und seiner weiteren Umgebung.
Wer die alte Kaiserstadt an der Mosel besucht, kommt nicht um die Römerzeit herum, und so war der erste Programmpunkt abends nach der Ankunft das römische Amphitheater, dessen beeindruckende Akustik bis heute vom Talent der antiken Baumeister zeugt. Bei einer Erlebnisführung vor Ort erkannten die Schülerinnen und Schüler, dass Starkult, Erfolgssucht und auch Manipulation nicht erst in der Gegenwart den Sport prägen, sondern auch vor 2000 Jahren schon existierten.
Am Folgetag lernte man im Rahmen einer GPS-Rallye weitere Sehenswürdigkeiten der Stadt kennen, darunter neben anderen Bauten der Antike auch frühmittelalterliche Wohntürme und hochmittelalterliche Bürgerhäuser. Allerdings mussten die Rallyeteams wiederholt vor kurzen Schauern Schutz suchen (das sollte bis zum Abreisetag ein wiederkehrendes Element der Klassenfahrt bleiben).
Am Mittwochmorgen brach die Klasse auf zu einem Ausflug über Stadt- und Landesgrenzen hinweg nach Völklingen im Saarland. Ziel war die Völklinger Hütte, bis zu ihrer Stilllegung im Jahr 1986 eines der modernsten Hüttenwerke weltweit und kurze Zeit später (1994) bereits Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Die reinen Dimensionen der Industrieanlagen vermittelten zusammen mit den Erläuterungen des Touristenführers einen lebhaften Eindruck davon, wie es zu Betriebszeiten vor Ort zuging. Über 10.000 Menschen fanden allein an diesem Einzelstandort der saarländischen Schwerindustrie Arbeit, ein Erbe, das sich bis heute anhand der Bevölkerungsverteilung nachvollziehen lässt.
Von der Aussichtsplattform auf dem Hochofen aus war leider abzusehen, dass das Wetter auch an diesem Nachmittag nicht wohlgesonnen sein würde. Daher verzichtete man auf die geplante Outdoor-Aktivität in Saarburg und verabredete sich stattdessen am frühen Abend zum Bowling in Trier. Doch abseits der Regenschauer wurde auch das Außengelände der Jugendherberge ausgiebig für Fußball, Tischtennis und Badminton genutzt. Auch konnte man dann nach dem Abendessen den Tag gemütlich am Zurlaubener Moselufer ausklingen lassen.
Beim letzten Programmpunkt am Donnerstagmorgen schärften die Teilnehmenden ihren Blick für die sozialen Folgen der Industrialisierung, während am Vortag die wirtschaftlichen Auswirkungen im Vordergrund gestanden hatten. Bei einem Workshop im Geburtshaus von Karl Marx wurden Informationen zu Leben und Wirken des Philosophen und Gesellschaftskritikers gewonnen, der zu einem Vordenker der entstehenden Arbeiterbewegung wurde. Dabei verblieb die Betrachtung allerdings nicht in der Vergangenheit, sondern schlug eine Brücke in die Gegenwart und hinterfragte, wie es heute um Kinderarbeit, Gleichverteilung und gesellschaftliches Engagement bestellt ist. Spätestens bei den Schlagworten ‚online-Shopping‘ und ‚Markenartikel‘ fand dann auch der oder die Letzte Anknüpfungspunkte zur eigenen Lebenswelt, wovon sich auch die begleitenden Lehrkräfte Herr Winkler und Frau Heimann nicht ausnahmen.
Nach diesem abwechslungsreichen Programm bestieg man am Freitagmorgen um einige Erfahrungen reicher der Zug zurück in Richtung Heimat.